Goldberg-Variation Nr. 25
St.Galler Tagblatt, 22. Januar 2000
Ursprünglich ein wohl spanischer Tanz, ist sie für Bach die Form
der Meditation geworden, die Sarabande. 40 Sarabanden,
40 Insel-Musiken hat er komponiert.
Von einer Lied-Sarabande schreiben die Musikführer, wenn sie
zur Nummer 25 der Goldberg-Variationen kommen.
Hören wir es singen? Vielleicht meinen wir, die jeweiligen
Takt-Höhepunkte seien Ausdruck einer gesanglichen Linie.
Hören wir wieder und wieder hin, wird wohl klar, dass nicht der
Gesang das Thema ist. Die Musik wirkt unberührbar. Technik,
Verläufe, Stil, ja die Tatsache, dass ihr jemand zuhören könnte,
all das scheint ihr egal.
Es ist eine Musik, die der Hörer nur gewinnen kann, wenn er
nichts gewinnen will. Dann öffent sie das weite, den Worten
unbekannte Feld. In heitere, locker gespannte Versonnenheit
mag sich der loslassende Hörer versetzt fühlen. Eine Versonnenheit,
die auch dem Letzten gelassen entgegensieht.
Matthias Müller
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